Mittelstandsfinanzierung: Finanzinvestoren sind für krisengeschüttelte Mittelständler eine Möglichkeit, an frisches Kapital zu kommen. Doch die Geldgeber sind wählerisch und wollen mitreden.

News

Mittelstandsfinanzierung: Finanzinvestoren sind für krisengeschüttelte Mittelständler eine Möglichkeit, an frisches Kapital zu kommen. Doch die Geldgeber sind wählerisch und wollen mitreden.

Handelsblatt, 05.11.20:

Mario Stange hat Großes vor. Seine Haustechnikfirma Brasst Bau soll wachsen. Dafür hat der Berliner eine Mehrheitsbeteiligung an die Contus-Gruppe verkauft. “Intelligentes Kapital”, umschreibt Stange den Deal. Denn fortan hat er mit seinem Unternehmen Zugang zu der digitalen Plattform von Contus, auf der Bauherren und Projektentwicklern Dienstleistungen rund ums Bauen aus einer Hand angeboten werden. “Das bringt uns Synergien und beschleunigt unser Wachstum”, erklärt der Mittelständler.
Bei vielen anderen Unternehmen herrscht derweil Krisenstimmung: Die staatlichen Corona-Hilfen sind aufgebraucht, Dispositionslinien bei der Hausbank, Lieferanten- und KfW-Kredite sind ausgeschöpft, offene Forderungen an eine Bank oder eine Factoring-Firma verkauft. Bleibt als letztes Mittel, einen Teil des Unternehmens zu verkaufen – zum Beispiel an einen Finanzinvestor. Die früher als Heuschrecken titulierten Kapitalgeber bringen frische Eigenmittel mit, stärken damit die Liquidität und die Bonität des Betriebs, was wiederum die Aufnahme von Fremdkapital leichter und günstiger macht.
Potenzielle Investorengruppen gibt es viele. Die Bandbreite reicht von Private Equity über Hedgefonds bis hin zu Risikokapital, das sowohl Private als auch öffentliche Institutionen zur Verfügung stellen. Business-Angel steigen zum Beispiel mitunter schon mit 10 000 Euro ein, mittelständische Beteiligungsgesellschaften stellen Beträge von 50 000 bis 100 000 Euro zur Verfügung, und große Buy-out-Fonds stehen nicht selten mit bis zu 100 Millionen Euro parat. Laut dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) flossen im ersten Halbjahr 5,7 Milliarden Euro Investorengelder. “Ein durchaus robustes Investitionsniveau angesichts der widrigen Begleitumstände der letzten Monate”, meint BVK-Vorstand Ulrike Hinrichs. 4,4 Milliarden Euro wurden in Unternehmensübernahmen gesteckt, der Rest entfällt auf Minderheitsbeteiligungen und Venture-Capital.

“Profitablen Mittelständlern stehen die Türen zur Investorenszene derzeit sperrangelweit offen. Vor allem Firmen mit einem skalierbaren Geschäftsmodell sind gesucht.” Jürgen-Philipp Knepper – Finanzierungsexperte

Profitable Mittelständler stehen dabei bei den Geldgebern besonders hoch im Kurs. “Ihnen stehen die Türen zur Investorenszene sperrangelweit offen”, weiß Jürgen-Philipp Knepper, Finanzierungsexperte in der Sozietät Schultze & Braun, die auf Sanierungen, Restrukturierungen und Insolvenzen spezialisiert ist. Vor allem Firmen mit einem zukunftsträchtigen und skalierbaren Geschäftsmodell sind gesucht – vor allem aus den IT-Branchen, aber auch Healthcarefirmen und Nahrungsmittelhersteller sind ins Visier geraten.
Kapital ist reichlich am Markt. Viele der weit über 100 auf den Mittelstand fokussierten Beteiligungsgesellschaften sitzen auf riesigen Summen, für die sie attraktive Anlagen suchen, etwa prosperierende Familienbetriebe. Die reagieren jedoch häufig skeptisch auf Finanzinvestoren. “Die müssen erst einmal durch schlüssiges Handeln, Transparenz und Empathie Vertrauen herstellen”, so Michael Feldt, Vorstand der Industrieholding Adcuram Group.

 

“Der Investor muss zum Geschäftsmodell des Betriebes passen.” 
Daniel Meuthen – Vorstand AUCTUS Capital Partners

 

Unternehmensverantwortliche sollten sich jedoch fragen, was sie mit der Beteiligung erreichen wollen. Denn Investoren bringen neben frischem Kapital in der Regel auch Know-how und Kontakte mit, öffnen Türen und helfen strategisch. “Der Investor muss zum Geschäftsmodell des Betriebes passen”, rät Daniel Meuthen, Vorstand der Private-Equity-Gesellschaft AUCUS Capital Partners. “Und zur Firmenphilosophie – das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Zusammenarbeit.”
Auctus strebt wie viele andere Investoren die Mehrheit an einem Unternehmen an. Schließlich will man den Kurs der Firma entscheidend mitbestimmen. Dabei müssen die meist mittelständischen Firmenchefs dann auch mitziehen. Viele wollen aber Herr im eigenen Haus bleiben. “Acht von zehn Mittelständlern können sich allenfalls eine Minderheitsbeteiligung vorstellen”, weiß Knepper. Er sieht dennoch ein florierendes Beteiligungsgeschäft – trotz Pandemie: “Das liegt zum einen an der Zurückhaltung der Banken, was Finanzierungen angeht. Zum anderen sind einige Unternehmen durch die Coronakrise in finanziell unsicheres Fahrwasser geraten und halten nach einer helfenden Hand Ausschau.”
Allerdings seien die Eigentümer von in Schieflage geratenen Betrieben gegenüber potenziellen Investoren in keiner guten Verhandlungsposition. “In dieser Situation kann es wichtig sein, statt eines Finanzinvestors einen passenden Turnaround-Investor ins Boot zu holen”, rät Knepper. Der übernimmt eine Firma komplett und versucht, mit einer strukturellen Neuausrichtung das Ruder herumzureißen. “Manch Eigentümer einer kränkelnden Firma kann froh sein, wenn er überhaupt einen Investor findet”, sagt Meuthen, für den solche Betriebe nicht infrage kommen. “Private Equity ist kein Ersatz für schwache Profitabilität.”

Alternativen im Blick behalten

In diesem Fall kommen als Alternative zum Beispiel staatliche Beteiligungsgesellschaften in Betracht, die sich in Form einer stillen oder offenen Beteiligung oder Mezzanine-Kapital engagieren. In jedem Bundesland gibt es eine, die größte davon in Baden-Württemberg. MBAs mischen sich meist nicht in Unternehmerentscheidungen ein. Ähnliches gilt für Industrieholdings, unter deren Dach Mittelständler schlüpfen können. Häufig übersehen werden von Unternehmern aber auch die vielen Tausend Fördertöpfe, die es in der deutschen Finanzierungslandschaft gibt. “Unter der Vielzahl der Programme gibt es für fast jeden Betrieb etwas, was er nutzen kann”, macht Fördermittelberaterin Sabine Hentschel Mut. Sie hilft Firmen bei der Suche nach dem passenden Topf. Dafür nutzt sie beispielsweise die Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie www.foerderdatenbank.de. Die meisten Fördermittelangebote gibt es für Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten, einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro. “Nicht selten verschenken Unternehmer Gelder, weil sie das falsche Programm auswählen”, weiß Hentschel. Oft hätten die Bundesländer die besten Angebote im Programm. Sie empfiehlt daher: “Sprechen Sie vorher mit dem Projektträger. Häufig erhält man dabei wertvolle Tipps und Infos für die Antragstellung.”

“5,7 Mrd. Euro betrug im ersten Halbjahr 2020 das Volumen von Firmenübernahmen, Beteiligungen und Risikokapital.” – Quelle: BVK

 

Quelle: HANDELSBLATT 05.11.2020 Mittelstandsfinanzierung: “Teile und herrsche” – Jürgen Hoffmann Hamburg

 


Über AUCTUS

AUCTUS ist mit 30 Investment Professionals und mehr als 250 Investments in den letzten 19 Jahren das führende Private Equity Unternehmen des deutschsprachigen Mittelstands. Besonderes Augenmerk legen wir auf eine branchenspezifische Buy-and-Build-Strategie, in der bis zu 30 nationale und internationale Unternehmen zu einem Marktführer verschmolzen werden. Unsere Portfoliounternehmen wachsen durchschnittlich um 10% pro Jahr bei Mitarbeitern, Umsatz und Ertrag. Innerhalb der letzten Jahre erhielt AUCTUS Dutzende von Auszeichnungen als bester deutschsprachiger Fonds sowie als bester Buy-and-Build-Fond.

 

40 | 106 Weiter